Teil 1: Start
Von Valparaiso bis Puerto Montt Do. 15.01. - Mi. 28.01.2015 1.900 km Valparaiso -> ´Ruta del Mar´ (Pichilemu, Constitution, Pelluchue, Tome, Arauco) -> ´Seengebiet´ (Temuco, Villarrica, Osorno, Puerto Octay, Lago Llanquihue) -> Puerto Montt 15.01.2015 (Do) --- Start um 10:50 am Hauptbahnhof Paderborn - natürlich mit 15 Minuten Verspätung. Flug von Frankfurt nach Toronto (3.998 Meilen) und von Toronto nach Santiago (5.430 Meilen). Insgesamt also schon 17.465 km. Fast die Strecke von der Bahia Lapataia bis nach Alaska. Aber das zählt dann doch wohl nicht zur Gesamtstrecke ... Ankunft in der ´Villa Kunterbunt´ (Motorradfahrer- Treffpunkt, Hostal und Transportabwicklung) am nächsten Tag um 16:00 Uhr. Shit Happens - die Transportkiste mit dem Motorrad steht im falschen Hafen (San Antonio) ca. 80 km südlich. Montag geht´s irgendwie weiter. Das ist Südamerika. 16.01.2015 (Fr) - 18.01.2015 (So) --- Ankommen, Relaxen, Klimagewöhnung, Stadtbummel und Fotografieren in der Hafenstadt Valparaiso. UNESCO Welterbe mit Bunter Altstadt und uralten Schrägaufzügen (ca. 1890), die bei jeden TÜV-Prüfer einen Herzinfarkt verursachen würden. Geld abholen üben (... die erste Million hab ich schon in der Tasche - ein tolles Gefühl). Sich treiben lassen und alles auf sich wirken lassen ... 19.01.2015 (Mo) --- Unterwegs seit dem 03. Dezember 2014. Da ist sie ... Importabwicklung, Zollabfertigung, Lagergebühren zahlen, Kiste Auspacken, Batterie anschließen, Scheibe montieren, Gepäck festzurren und ab auf die Strasse ... Vielen Dank an Tischlerei (und den Motorradfahrer) Thomas Helling in Salzkotten für den Bau der Kiste, das fachgerechte Verpacken und das trockene Zwischenlagern bis zur Abholung!
20.01.2015 (Di) --- Bin jetzt fünf Tage in Chile und der Villa Kunterbunt. Was ich hier jetzt schon alles Kennengelernt habe - es ist einfach unbeschreiblich. Ein Querschnitt durch das ganze Leben. Nur Verrückte. Einen Australier: 2 Jahre unterwegs in Südamerika. Drei Deutsche haben sich die eigenen Motorräder für schnelle vier Wochen Süd-Chile schicken lassen. Christian aus Memmingen im Überflug. ´kaktus xxl´ Harleyfahrer auf einer BMW F800GS Adventure(!) - denn Harley kann nicht Schotter - aus Brandenburg auf Worldtour auf dem weiteren Weg nach Asien. 2 Schweizer. 1 Südtiroler auf einer 1200 GS Adventure (der Australier nennt ihn Mr. Blink Blink). Und mittendrin ich mit meiner kleinen (gesponsorten) BMW F650GS ... auch eine Erfahrung. Man ist gleich per Du, tauscht sein Leben aus und erzählt, als wenn man sich seit vielen Jahren kennt. Ist bestimmt auch viel ´Anglerlatein´ (gibt es auch Motorradfahrerlatein?) dabei. Eigentlich wie auf dem Motorradfahrertreffpunkt Köterberg bei Höxter ... nur etwas weiter weg (ca. 12.200 km) und im Hof der Villa Kunterbunt. 21. Januar 2015 (Mi) --- Tag 6 und Erster Fahrtag. Start um 10:30 Uhr in Valparaiso, Ende um 16:30 Uhr in Pichilemu. Möchte mit keinen Stress machen und erst einmal meinen Rhythmus finden. 260 km, kurz auf der Autobahn, später auf ruhigen Landstrassen in Küstennähe. Wetter Bewölkt und stellenweise feiner Sprühregen. Ist eben am Pazifik. 18 bis 22 Grad. Probiere das Setup des neuen Federbeins, da ich jetzt vollbeladen fahre. Bei der Probefahrt im November war das Motorrad vorne zu leicht und ich wäre beim Einfedern in einer leichten Kurve beinahe gestürzt. Muss mich auch erst noch an die grobstolligen Reifen (Heidenau Scout) gewöhnen. Habe ein tolles Hostal (Hostal Sirena, 32.000 CLP, Desajuno includio, Banjo privado) gefunden. Die Stadt scheint ein typischer chilenischer Bade- und Urlaubsort zu sein. Überall gibt es Cabanjas (Ferienhäuschen). Bin eben durch die Stadt gelaufen und haben alles mit Augen - Ohren - Nase aufgenommen. Ich bin anscheinend der einzige Ausländer hier. Fühle mich ´angekommen´. Das ist mein Ding! Im Hostal gefällt es mir. Nette Gastgeber. Super Frühstück. Habe gleich einen zweiten Tag dazu gebucht und werde ihn nutzen, um nochmal in Ruhe zu packen, Wäsche zu waschen und auf Ruhemodus zu gehen. Die Gastgeber haben einen supernetten Sohn (Typ Surfer mit Rastalocken). Wir verständigen uns mit Händen und Füssen und etwas Englisch. Schade. Mit meinem Spanisch wird wohl nix. Schwer, in meinem Alter noch etwas zu lernen. Nutze den zweiten Tag zum Umpacken. Die ´Klugscheisser´ in der Villa Kunterbunt hatten ja recht. Habe reduziert und beim Gastgeber nach Karton und Klebeband gefragt (auf Spanisch). Bei der Post dann der Schock: 9,2 Kilogramm und Versandkosten, bei denen ich kurz überlege, den Kram im Meer zu versenken. Und zu Hause habe ich schon Wochen gepackt und reduziert und ... Spätestens im September bin ich schlauer. 23. Januar 2015 (Fr) --- Zweiter Fahrtag von Pichilemu nach Pelluchue. Die erste Bewährungsprobe für das Material und den Fahrer: 60 km Schotterpiste. Staub und Dreck. Wellblech. Und das erste Teil (die Kunststoffabdeckung am Hinterrad) ist weg. Merke ich aber erst zwei Tage später. Und ist wohl auch nicht so wichtig. Macht das Mopped etwa 800 gr leichter (220 kg Motorrad + 60 kg Gepäck). Das muss erst einmal auf Schotter bewegt werden. und ich muss an den alten Seglerspruch denken: ´Was du nicht festbindest wirst du verlieren!´ 24. Januar 2015 (Sa) --- Gaby hat 40. Geburtstag (Herzlichen Glückwunsch ... und die Feier holen wir nächstes Jahr nach) und hat sich heute selber ins Krankenhaus eingewiesen. Na toll! Gut das es Mobiltelefon, SMS, Internet und Skype gibt. Mache mir grosse Sorgen aber kann leider nichts machen. Aber der Gedanke bleibt, dass auch mir das Gleiche hier passieren kann und niemand für mich da ist. Ich werde also auf der gesamten Reise kein Risiko eingehen. Lieber etwas ruhig und langsam angehen lassen ... uns an das Herz denken. Man kann aber (im Notfall) in 48 Stunden an jedem Ort der Erde sein; so klein ist die Welt. --- Ansonsten normaler Fahrtag auf der Küstenstrasse ´Ruta del Mar´. 25. + 26. Januar 2015 (So + Mo) --- Noch so ein schlimmer Tag zu Hause. Todesfall. --- Fahre heute Richtung Seengebiet mit vielen Nationalparks. Übernachtung für zwei Tage in einer ´Cabanja´ (Ferienhaus, Hütte) in Villarrica am Lago Villarrica. Man kann die ersten Vulkane sehen. Gönne mir einen Ruhetag mit Bummeln, Buchführung, Bilder sortieren, usw ... 27. Januar 2015 (Di) --- Fahre von Villarrica nach Puerto Octay. Puerto Octay ist von Deutschen gegründet worden. Der Kolonialwarenladen von Herrn Ocht hatte alles zu bieten (auf Spanisch: Ocht Hay = Ocht hat es). So kam es zu dem Namen des Ortes. Überall hängen Schilder mit ´Kuchen´. Ich habe über booking.com eine Hospedaje (= Bed & Breakfast) in der Nähe gebucht. Bin mal neugierig ... Ist ein altes Landhaus ohne Fernsehen und Internet. Die Gastgeber sind supernett und zeigen im Wohnzimmer die 150 jährige Familiengeschichte (die Vorfahren kommen aus Schlesien) anhand von Fotos der Groß-, Ur- und UrUrgroßeltern und der Familienbibel von 1865 in Deutscher Sprache. Der Nachbar in Puerto Clocker am See Lago Llanquihue ist der Deutsche Uwe Petersen. Ein typischer Norddeutscher Name. Ich frage nach und erfahre, dass er aus Wyk von der Insel Föhr kommt. Im deutschen Winter verschwindet er nach Chile und betreibt hier ein Restaurant, ein Hostal und macht Angelfahrten auf Lachs auf dem See. Im Restaurant gibt es lecker Rinderfilet mit Bratkartoffeln und deutsches Bier (Flens!). 28. Januar 2015 (Mi) --- Es geht weiter südwärts an Puerto Montt vorbei auf die Insel Chiloe. Als Tagesziel habe ich heute Ancud im Nordwesten der Insel geplant. Von dort soll es mit der Fähre weitergehen zum Einstiegspunkt Chaiten auf der ´Carretera Austral´ oder Ruta 7. Der Ort ist ziemlich ´rustikal´. Ich mache erst mal einen Zwischenstop für 2 Tage ... +++ ENDE TEIL 1 +++ Bildergalerie Nr.2: Anreise + ´Villa Kunterbunt´/Valparaiso Bildergalerie Nr.3: Chile - Valparaiso Bildergalerie Nr.4: Chile - Valparaiso Street Art Bildergalerie Nr.5: Chile - Ruta del Mar Bildergalerie Nr.6: Chile - Seengebiet Hier geht´s zur Bildergalerie ... Hier geht´s weiter zum Teil 2: Patagonien Fazit - Eindrücke - Erlebnisse - Statistik - Erkentnisse - ... Weniger ist Mehr ... ... habe zuviel an Ausrüstung mit. Die Leute sind alle Supernett und Hilfsbereit ... ... leider ist ohne Spanisch nix. Man wird Überall angesprochen: Woher? Wohin? Wie lange? ... ... die Hemmschwelle zu Motorradfahrern ist sehr gering. Die Polizei (Carabinieri) hat mich schon mehrmals angehalten ... ... um dem Carabinieri-Azubi mal deutsche Papiere zu zeigen. ... um etwas Englisch zu sprechen. ... zum Ausfragen (Woher? Wohin?). Carabinieri (Braune Uniform, 250´er Honda Enduros oder im grünen Pickup mit vergitterten Scheiben) ... ... sind überall präsent und immer korrekt (bisher). Wetter ist nacht´s Kalt, Morgens bis 11:00 Uhr Kühl, in Küstennähe manchmal Nebel oder Nieselregen, meist Sonnig bis 32 Grad ... ... Superwetter (bisher). Sonnenbrandgefahr ... ... mindestens Lichtschutzfaktor 50 (!) notwendig, sonst kann man am nächsten Tag den Helm nicht mehr tragen. Man fährt etwas rustikal, mit Hupe, ohne Blinken, Überholen ist für den Chilenen Pflicht ... ... auch wenn man die Gören in 300 m an der Bushaltestelle absetzt. Rücksicht auf Ausländer und Motorradfahrer wird im Strassenverkehr wenig genommen ... ... man muss die Augen überall haben. Die Strassennetz ist in einem excellenten Zustand, es wird überall gebaut, erweitert, gepflegt ... ... warum geht das in Deutschland nicht? ... und auf einsamen Strassen kommt einem alle 5 oder 15 Minuten ein Auto entgegen. ... oder man hat mit der Planierraupe eine Schneise in die Landschaft gefahren und etwas geschottert. Unterkunft suchen ist stressig ... ... Nachmittags ist es heiss, das Mopped heizt von unten, die Städte haben Schachbrettmuster und Einbahnstrassen, Navigieren, Gucken, Suchen, Strassenköter, ... Tankstellen immer mit Bedienung und direktem Bezahlen ... ... gab es bei uns vor 50 Jahren. Autos hier aus Korea, Japan, China und Indien. Viele PickUp. LKW (klein) von Mercedes oder Volkswagen. LKW (groß) aus den USA (Freightliner) ... ... deutsche Autos gaaaanz selten. Hier laufen auch die Jugendlichen genauso Schei... gekleidet rum wie in Deutschland ... ... die Globalisierung ist gnadenlos. Hier gibt es auch ´Handy-Zombies´, die das Ding dauernd vorm Gesicht haben und die Umwelt nicht mehr mitkriegen ... ... wie bei uns. Das Mobilfunknetz und der Internetzugang sind excellent ausgebaut ... ... ich kann hier über 12.500 km besser Skypen als von Paderborn bis Schloss Neuhaus. Die Chilenos nehmen es sehr ernst mit Quittung und Bon für den Einkauf ... ... Steuererlichkeit oder gute Kontrolle? Autobahnmaut Motorrad 1 Euro für ca. 50 km ... ... riesige Friemelei bis das Geld im Kombi gefunden wird und die Autofahrer dahinter sind genervt. Preise Bier Supermarkt Dose: 0,33l 500 CLP = 0,80 Euro Bier Restaurant: Flasche 0,33l 1200 CLP = 1,80 Euro Benzin: 1 Liter Premium 95 - 700 CLP = 1.- Euro Autobahn-Maut: 50 km ca. 700 CLP = 1.- Euro Abendessen: 5.000 CLP bis 8.000 CLP = 7.- bis 12.- Euro zzgl. Getränke Übernachten: 11.000 CLP = 15.- Euro (ohne Frühstück) bis 39.000 CLP = 55.- Euro (Hotel, Doppelzimmer, Bad, Frühstück) |
© 2015 Peter Martin, Paderborn