40.000 km.   8 Monate.   1 Motorrad.

Teil 4: Uruguay
Colonia del Sacramento -> Montevideo -> Punta del Este -> Chui
Do. 11.03. - Sa. 14.03.2015
550 km


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Quelle: Google Maps

11.03.2015 (Mi) Buenos Aires -> "Buquebus" -> Colonia del Sacramento.
3 km - das ist die Gesamtstecke an diesem Tag. Heute geht es mit der Schnellfähre "Buquebus" über den Rio del la Plata von Buenos Aires in´s 50 km entfernte Colonia del Sacramento. Die Fähre habe ich bereits am Vortag gebucht und ein elektronisches Ticket. Der Fährhafen liegt nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt. Das ist auch gut so, denn im Hotel dauert es etwa 30 Minuten, bis ich mein Motorrad mit dem Fahrstuhl aus dem Keller befreit habe. Jemand hat die Einfahrt zugeparkt (es war der Portier) ... und dann holt jemand den Fahrstuhl mit dem Motorrad wieder in den Keller ... und dann ist da kein Fahrstuhl-Anforderungs-und-Rückhol-Knopf ... und ich muss hin und her Rennen. Natürlich in Motorradkleidung bei schon wieder 30 Grad und mit einer Bronchitis. Toll.

Am Buquebus-Anleger tausche ich die elektronischen Tickets gegen Bordkarten für mich und das Mopped. Dann geht´s zur Grenzabfertigung. Vorher muss ich noch durch eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Warum eigentlich? Denn gleich gehe ich zum Fahrzeug zurück. An der Grenzabfertigung erhalte ich den Ausreisestempel für Argentinien und von dem daneben sitzenden Beamten den Einreisestempel für Uruguay. Dann geht´s wieder zurück zum Fahrzeug. Dort schleichen schon Zollbeamte um die Fahrzeuge. Bei einem gebe ich meine temporäre Einfuhrerlaubnis für das Motorrad ab und bin damit ausgereist.

Hinter mir stehen zwei Peruaner, der eine mit einer Harley Davidson Road King, auf Tour. Die Harley wäre für die elend lange Pampastrecke nach Buenos Aires nicht das schlechteste gewesen. Wir quatschen etwas miteinander und machen gegenseitig Foto´s. Der eine schwört auf seine deutschen Held-Koffer, denn sein Bekannter ist Importeur in Peru. Dann werde ich noch von dem hinter mir stehenden Autofahrer angesprochen. Ramirez lebt in den Camden/Maine, USA und besitzt einen rund 100 Jahre alten Schooner in traditioneller Holzbauweise. Der Segler in mir wird hellhörig! Er gibt mir seine Adresse und lädt mich nach Camden ein. Liegt etwa am Ende meiner Reise. Das werde ich auf jeden Fall im Auge behalten... Seine Webseite: Schooner Surprise, Camden/Maine

Nach einer 75-minütigen Überfahrt kommen wir in Colonia del Sacramento im Terminal an. Leider etwas runtergekommen und wenig Einladend. Die Motorräder dürfen als erstes von der Fähre. Harley und Co. fahren vorneweg. Leider geht´s bei der letzten Kontrolle nicht weiter, denn natürlich brauchen die Motorräder wieder eine temporäre Einfuhrerlaubnis. Wir werden von A nach B, nach C und D geschickt. Ich folge nur der Harley. Letztlich geht es durch irgendeine Hintertür im Abfertigungsgebäude zum Zoll (Aduana). "Verhör" im Hinterzimmer - der Zollbeamte will die Versicherungsbescheinigung sehen! Die Perunaner haben keine und einer von den Beiden muss in die Stadt und eine Versicherung kaufen. Meine amerikanische Versicherung (Kostet 120,- US$/Monat für 500.000 US$ Haftpflicht-Deckung) wird anerkannt und ich erhalte das Papier. Der ganze Vorgang hat mal wieder eine Stunde gekostet ... für nix.

Ich verlasse das Terminal und fahre die 2 km in die Historische Altstadt, die UNESCO Welterbe ist. In einer kleinen Pension (Posada del Angel) habe ich mir ein Zimmer reserviert. Alles sehr Einladend mit Pool, Papageien und Kolibris im Garten. Da sieht man auch mal über die fette Kakerlake im Flur hinweg. Ich darf das Motorrad sogar unter dem Baum im Garten parken. Natürlich werden die Gäste neugierig und ich muss die üblichen Fragen beantworten. Eine Alte Dame vergleicht meine Reise mit der von Che Guevara - nur bei ihm ist irgendwann das Motorrad (eine britische Norton) kaputt gewesen. Hoffentlich nicht bei mir. Ich mache mit meiner Kamera einen ausgedehnten Bummel durch die historische Altstadt und genieße einen wunderschönen Abend mit einer ganz tollen abendlichen Stimmung im Sonnenuntergang. Und das Feierabendbier schmeckt sowieso immer.

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12. + 13.03.2015 (Do. + Fr.) Montevideo.
Nach gemütlichen 180 km komme ich am frühen Nachmittag im Zentrum von Montevido an. Ich habe mich mit Rainer Wiechers verabredet, einem Freund meines Arbeitskollegen. Wir treffen uns um 17:30 Uhr bummeln durch die Stadt und an der Rambla entlang. Rainer ist im weitesten Sinne Unternehmensberater und hilft Mittelständlern beim Aufbau ihres Geschäftes. Er ist gleichaltrig, hat aber schon einen interessanten Lebenslauf hinter sich. Nach Anstellungen bei verschiedenen Firmen hat er sich irgendwann mit seiner Idee selbstständig gemacht und arbeitet jetzt von Montevideo aus. Als "Hobby" ist er gerade dabei, eine Reise für die Salzkottener Schützen zu organisieren. Diese soll 2016 in den Süden von Brasilien führen und den Mitreisenden Land und Leute, aber auch in Brasilien gepflegte Traditionen zu zeigen. Dazu gehört auch ein Umzug in Uniform und die Teilnahme an verscheidenen Veranstaltungen. Völkerverständigung in Privatinitiative. Toll! Wir lassen den Abend bei Steak und Bier ausklingen. Die knapp 10 km zum meinem Hotel (die wir am Nachmittag fast unbemerkt beim Quatschen zurückgelegt haben) lasse ich mich heute mit dem Taxi zurückfahren. Gute Nacht!

Am nächsten Tag treffen wir uns um 11:00 Uhr am Vormittag und setzen unseren Stadtbummel fort. Es geht in eine Buchhandlung mit toller Einrichtung im Jugendstil, zum Präsidentenpalast, zum Grab von General Artigas, in die Markthallen mit seinen vielen Parillada-Restaurants und zum Hafen. Im Hafen liegen noch einige Teile des deutschen Schlachtschiffes "Graf Spee", die von seinem Kapitän in aussichtsloser Lage im Dezember 1939 vor Montevideo selbst versenkt wurde. Rainer´s Verhandlungsgeschick führt dazu, dass wir in den gesperrten Teil des Hafens zum Fotografieren dürfen. Am Nachmittag trennen sich unsere Wege. Vielen Dank Rainer für den interessanten Tag und Abend!!!

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14.03.2015 (Sa) Montevideo -> Punta del Este -> Chui.
Heute geht es vorbei am Badeort Punta del Este in Richtung Brasilien. Egentlich wollte ich zurück nach Argentinien, um langsam nach Norden zu Fahren. Rainer hat mich aber davon Überzeugt, dass ein kurzer Abstecher nach Brasilien lohnenswert ist. In Punta del Este steht ein Wohnturm neben dem anderen. Hier haben die Reichen (oder die argentinischeen Geldanleger) also ihr Wochenend-Appartement. Der Badeort wirkt gepflegt und aufgerämt. An der Strandpromenade bei den "Fünf Fingern im Sand" ist ziemlich viel Rummel. Auf Reede liegt ein MSC-Kreuzfahrtschiff ... und natürlich gerate ich wieder in die Fänge neugieriger deutscher Touristen. Und das bei über 30 Grad eingepackt im Motorradanzug. Ich hätte doch Flyer und Aufkleber drucken sollen ...

Die Fahrt geht weiter in das uruguayische Chui. Dort will ich Übernachten und am nächsten Tag die Grenzformalitäten erledigen. Der Ort macht einen chaotischen Eindruck, denn mitten durch die Hauptstraße zieht sich die Grenze zwischen Uruguay und Brasilien. Ich fahre also schon in Brasilien, bin aber noch nicht ein- oder ausgereist. An dem Nobelhotel "International", welches ich mir ausgesucht habe, fahre ich fast vorbei, denn es hat einen Eingang wie in eine Einkaufspassage. Das Zimmer kostet 65,- US$ und ist wie immer nur die Hälfte wert. Aber das Bad wurde wohl frisch renoviert und hat Waschbecken und Dusche vom Feinsten. Ich bummle mit Skepsis durch den Ort: auf der brasilianischen Seite Billigläden mit (anscheinend gefälschten) Markenartikeln, auf der uruguayischen Seite Nobelläden mit Elektronik, Parfum und Alkohol. Abends gibt es noch Steak und Bier und eine längere Diskussion beim Bezahlen um Wechselkurse und das Wechselgeld. Hoffentlich ist das nicht das Brasilien. Morgen werde ich es sehen.



+++ ENDE TEIL 4 +++

Bildergalerie Nr. 13: Uruguay

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© 2015 Peter Martin, Paderborn