Teil 7: Argentinien II
Clorinda > Resistencia > Presidencia Roque Saenz Pena > Santiago del Estero > Cafayate > Salta > Humahuaca > La Quiaca. Di. 07.04. bis Mo. 13.04.2015 2.200 km ![]() Quelle: Google Maps (Di) 07.04.2015 --- Asuncion/Paraguay -> Grenze PY/AR -> Presidencia Roque Saenz Peņa Sitze seit einer halben Stunde beim argentinischen Zoll fest. Der Beamte kommt mit dem Computer nicht klar und kann mir kein Dokument ausstellen. Er telefoniert hin und her und blättert hilflos in meinem Reisepaß von vorne nach hinten und zurück. Beim paraguayischen Zoll hat es erst mal Stress gegeben, weil ich - trotz zweimaligen Nachfragen - bei der Einreise kein Zoll-Dokument für das Motorrad bekommen habe. Jetzt fehlt das natürlich für die Ausreise. Der Beamte will mich auf die andere Grenzseite zurück schicken, damit man mir das Formular außtellt, daß er dann wieder "als ausgereist" abstempeln kann. Ich lächle freundlich und verstehe nicht. Außerdem bin ich schon bei der Passkontrolle gewesen und ausgereist. Wir reden ein bißchen (mit Händen und Füßen) woher ich komme, dann fällt ihm wohl auf, wie schwachsinnig so eine Aktion ist und ich bekomme spontan seinen Stempel auf den Laufzettel. Letzte Hürde Argentinien. Sonst immer die schnellsten. Ich warte immer noch ... Ich glaube, jetzt füllt der Beamte die "Admision Temporal" von Hand aus. Tatsächlich ... Und macht Kopien ... Und läßt mich alle unterschreiben ... Und heftet ab. Fertig. 60 Minuten Grenzprozedur. Habe jetzt von Asuncion durch den Stadtverkehr auf die andere Flußseite bis hier zur Grenze 50 km gefahren und drei Stunden verbraucht: eine für Fahren, eine für Grenzabfertigung, eine für die Uhr vorstellen. Kurz nach der Grenze ändert sich die Landschaft (Pampa), Straße (endlich wieder 110 km/h fahren) und das Fahrverhalten (Überholen). Kaum ist die letzte Polizeikontrolle im Rückspiegel verschwunden, fahre die Argentinier wieder wie die Blöden und überholen, was nur geht. Unsinnig ... aber gibt wohl eine innere Befriedigung. Wenn die Männer zusammenrechnen, haben sie wohl mehr Lebenszeit auf der Gegenspur verbracht als in der Küche beim Abwasch. Oder geben sie Gas, damit sie schneller bei Mutti sind? Jetzt gebe ich auch Gas. Meine Entschuldigung: Muß heute 450 km fahren und die zwei fehlenden Stunden wieder reinfahren. Übernachtung im Casino-Therme-Hotel "Pileta Hotel Atrium Gualok" in Presidencia Roque Saenz Peņa. Könnte hier ja meine Urlaubskaße aufbeßern. Beobachte einen Deppen, der beim (elektronischen) Roulette auf fast alle Zahlen, Paare oder Vierer setzt. Damit kann er nie das reinholen, was er gespielt hat. Vielleicht sollte ihm mal jemand die Gewinnquoten erklären. Andererseits ... von solchen Leuten lebt die Wirtschaft ... und er hat viel Spaß dabei. (Mi) 08.04.2015 --- Presidencia Roque Saenz Peņa -> Santiago del Estero Früher Start. Heute wieder viel Strecke machen. 450 km. Es ist flach und es geht fast nur geradeaus. Rechts und links jetzt hauptsächlich Baumwollfelder. überall an der Straße liegen die Wattebällchen herum. Große LKW sind mindestens auf 5 m Höhe gepackt. Teste heute zum ersten Mal die OSM (*) Karten auf dem Garmin Navi. Frau Garmin hat etwas Streß, mich aus Saenz Peņa heraus zu führen und fängt an jeder Kreunzung eine neue Berechnung an. Fahren wir erst einmal nach Gefühl und laßen Frau Garmin mit der Karte kämpfen. Erster Test = 0 Punkte. Unterwegs brauche ich bald die nächste Tanke. Es werden nur Tankstellen angezeigt, an denen ich vor über 100 km vorbei gefahren bin. Mal rechnen, wie weit ich noch komme. 250 km hab ich gefahren, für 250 km reicht Sprit und Reserven. Aber irgendwie müßen die vielen Mopeds hier auch tanken. An der nächsten großen Kreuzung taucht dann wie üblich eine Tankstelle auf. Ist aber nicht in der OSM Karte. Zweiter Test = 0 Punkte. Nächster Test: Die Stadt am Ende der Tour suchen. "Kann Route nicht errechnen" = 0 Punkte. Hotelverzeichnis in der nächsten Stadt. Fehlanzeige = 0 Punkte. Neue Aufgabe: Adreße suchen in der nächsten Stadt. Ich lande auf einer Sandpiste und vor einem Müllhaufen. "Sie haben Ihr Ziel erreicht" = 0 Punkte. Ich wechsel genervt auf die Garmin Speicherkarte zurück, gebe die Adreße ein und lande direkt in der Einfahrt vom gesuchten Hotel. OSM ... hört mir auf mit "Open Source" und kostenlos! Geht hier gar nicht! -- Gut das ich noch das iPhone mit Navigationssoftware und Offlinekarten bestückt habe und eine Stromversorgung in der Männerhandtasche (= Tankrucksack) habe. (*) OSM = Open Street Map (Do) 09.04.2015 --- Santiago del Estero -> Paßo del Infierniello (3.049m) -> Cafayate Heute geht es von Santiago Del Estero nach Cafayate. Rund 450 Kilometer. Start heute ziemlich früh, aber Tanken und Stadtverkehr halten auf. Danach geht es über Thermas de Rio Hondo nach Westen. Am Horizont tauchen Wolken auf und darunter eine Bergkette, fast wie eine Fata Morgana. Das letzte Mal hab ich Berge und Schnee in Ushuaia gesehen. Die Straße steigt erst kaum merkbar an. Dann folgen die ersten Kurven, später Spitzkehren. Es geht durch Tafi del Valle zum Paß El Infiernillo auf 3.049 m. In dieser Höhe fällt meiner Kleinen das Atmen schon schwer. Unter 3.000 Umdrehungen geht gar nichts. Nur noch Drehzahl bringt mich weiter. Und im unteren Drehzahlbereich ruckelt die Kleine stark. Aber bei der Inspektion sind Kerze und Luftfilter getauscht worden. Und Einstellen kann man an der elektronischen Einspritzung auch nichts. Ist wohl (hoffentlich) normal, denn sonst habe ich in den nächsten Wochen in den Höhenlagen der Anden Streß. Auf der anderen Seite des Passes wechselt die Landschaft auf Wüste mit großen Säulenkakteen. Nach etwa 35 km Paßabfahrt komme ich auf die Ruta National 40, die ich schon in Patagonien unter den Rädern hatte. Es ist eine der längsten Straßen der Welt und hier stehen Kilometerzahlen von viertausend und mehr auf dem Straßenschild. Ich komme auf die "Weinstraße" und fahre an unzähligen Bodegas vorbei. Im Hintergrund sieht man die Berge in der späten Sonne in allen Rot- und Brauntönen leuchten. Endstation heute ein schönes Hotel in Cafayate auf 1.600 m. Viele Bodegas und die Gelegenheit zu unzähligen Weinproben. ... Ich trinke trotzdem ein Bier aus einer lokalen Mikrobrauerei. Belgischer Stil. Flasche mit Korken verschloßen. Erst später sehe ich "8 Proz Alc ". Prost. Am Abend drehe ich noch eine Runde um den zentralen Platz. Ich suche noch ein gemütliches Restaurant und halte mich an unsere ´10 Regeln´, die wir uns beim Segeln im Mittelmeer aufgestellt haben. Vor einem gut besetzten Lokal spielt eine 2 Mann Band und macht gute Stimmung. Die Teller sind gut gefüllt. Alles entspricht den ´10 Regeln´. Ich bestelle ein Rumpsteak, Salat und nochmal ein Flasche Bier (0,7 Liter) aus der Microbrauerei. Ich werde sofort von der Band einbezogen (Donde eres = Woher kommst Du?). Später tanzt noch ein Gaucho mit Partnerin. Nachher geht der Hut rum und wird von allen Gästen gut gefüllt. Ein schöner Abend. Das macht einen gelungenen Tag aus, auch wenn das Fahren anstrengend ist.
(Fr) 10.04.2015 --- Cafayate -> Salta Ich fahre heute auf der RN 40 und RN 38 rund 190 km nach Salta. Heute komme ich nur langsam voran, denn nach jeder Kurve wartet ein neues Fotomotiv und ich krame immer wieder die Kamera raus. Dann muß ich noch die GoPro Hero rausholen und einen Film drehen. Die Berge rundum sind durch Erosion ausgewaschenen. Der Fels hat alle Farbtöne und Nuancen von Rot bis Braun. Eine tolle Strecke und endlich wieder Kurven.
Am Nachmittag komme ich in Salta an, beziehe das vorher ausgesuchte Hotel in der Innenstadt, muß beim Preis schlucken und beziehe mein riesiges Zimmer im 9 Stockwerk mit toller Außicht auf Stadt und Berge. Im Vorfeld hatte ich bereits festgestellt, das die Preise für Hotels in der Stadt ziemlich hoch sind. Salta hat einen alten Stadtkern im Kolonialstil und ist Ausgangspunkt des Tren de la Nubes, ein Luxuszug, Schmalspur und Dampf, der eine Tagesfahrt hoch in die Anden macht. Aber erst mal habe ich ein anderes Problem: BMW Garden Group in Asuncion hat mich zwar schnell angenommen, aber leider Pfusch abgeliefert. Das Vorderrad fängt bei ca 60 km/h an zu Pendeln (Reifen nicht ausgewuchtet oder Seitenschlag?) und der Lenker schlägt heftig aus. Passiert einem das, wenn man nur eine Hand am Lenker hat, liegt man auf der Straße und dieser Urlaub ist vorbei. Dann hat man bei der Montage die Sicherungßchraube für die Steckachse vorn "vergeßen". Ein grober Fehler, der für mich tötlich enden könnte. Natürlich hat Kerzen- und Luftfilterwechsel nichts gebracht. Der Motor nimmt unter 3.000 Umdrehungen nur wiederwillig Gas an und dreht schlecht hoch. Egal, ob auf Meereshöhe oder auf dem 3.000 m Paß. Damit kann ich nicht in die Höhenlagen Boliviens fahren. Vielleicht ein Problem mit der Benzinzufuhr oder der elektronischen Einspritzung. Ich glaube nicht, daß man eine Computerdiagnose gemacht hat. Auch eine Probefahrt hätte das auch schnell gezeigt. Und das die Kleine überall beim Abstellen eine Öllache hinterläßt, wollen wir erst gar nicht erwähnen. Viel zu tun ... Ich fahre noch zu BMW Berlinmotors in Salta und versuche einen Termin zu bekommen. Man bestellt mich für Samstag morgen. Der Serviceleiter macht einen kompetenten Eindruck und wir können in Englisch kommunizieren. Dabei hat der Chefverkäufer in den letzten Wochen einen lausigen Eindruck hinterlaßen, als es um einen Inspektionstermin und die Bestellung neuer Reifen ging, so daß ich verärgert abgesagt hatte. Ärgerlich. Wieder ein Tag verloren. Wieder zusätzliche Kosten. Hier kann ich das Geld abschreiben, in Deutschland hatte ich einen Riesenrabbatz gemacht, besonders wegen der fehlenden Schraube. Dann kann ich auch in eine Dorfwerkstatt ... (Sa) 11.04.2015 --- Salta. Pünktlich um 9:00 Uhr stehe ich vor der Werkstatt. Man erfaßt meine Daten und schiebt das Motorrad in die Werkstatt. Jetzt heißt es ... Warten ... ... Hoffentlich ist der Reifen ok und nur falsch aufgezogen oder ausgewuchtet und hoffentlich ist die Motorelektronik ok ... sonst kann ich noch ein paar Tage hier bleiben. Um 12:30 Uhr bekomme ich eine SMS, das alles fertig ist. Ich spreche mit dem Serviceleiter noch über das Fahrverhalten, da fällt mir ein, einmal das Setup des hinteren Federbeins zu kontrollieren. Da hat jemand dran gefummelt. Das Federbein ist eine Sonderanfertigung mit einem verlockend platzierten Stellrad, daß man aber nur auf einer Bühne erreicht oder wenn man sich unter das Motorrad legt. Von Alleine geht das nicht und ein Fremder geht da unten auch nicht dran. Kann also nur in der BMW Werkstatt in Asuncion verstellt worden sein, denn seitdem fährt die Kleine so unruhig. Ich hatte 4 von 24, jetzt zähle ich 18 von 24 "Klicks", damit ist es zu weich eingestellt und das Vorderrad ist zu sehr entlastet. Daher das unruhige Fahrverhalten. Da muß man erst mal drauf kommen, daß in einer Werkstatt wichtige Elemente, die dass Fahrverhalten und damit die Sicherheit verändern, einfach mal so aus Neugierde verstellt werden. Der Reifen ist nach anfänglicher Vermutung doch richtig ausgewuchtet und nicht Schuld. Der Motor nimmt wieder Gas an. Bei der Computerdiagnose wurde ein verschmutzer Luftmengensensor festgestellt. Die Ölablaßschraube hat eine neu Dichtung und die Steckachse eine neue Sicherungßchraube. Hat 56,- Euro und 3 Stunden Warten gekostet. Damit sollte alles O.K. sein. Vielen Dank an Berlinmotors. Ich muß meine Meinung revidieren. Bin beim Mailkontakt vor einigen Wochen an einen Verkäufer geraten, jetzt an einen Techniker. Wichtiger Unterschied! Am Nachmittag besichtige ich noch den historischen Stadtkern mit seinen Gebäuden aus der Kolonialzeit. Dann ist Packen und Planen der nächsten Tage angesagt, bevor ich mir am Abend noch ein schönes Steak gönne. -- Katastrophe ... Morgen ist Wahltag und heute Abend ist der Alkoholausschank verboten. Die Polizei kontrolliert und ich muß Wasser zu Essen trinken. (So) 12.04.2015 --- Salta -> San Salvador de Jujuy -> Purmamarca -> Tilcara -> Humahuaca. Es geht heute weiter nach Norden. In den Orten ist großer Auflauf wegen der Wahl und unterwegs starke Polizeipräsenz mit vielen Kontrollstellen. Außerhalb von Salta wird die RN 9 schmal und Kurvenreich. Zeitweise ist die Straße nur 4 m breit. Sie schlängelt sich an den dicht bewachsenen Berghängen entlang. Hinter Jujuy ändert sich die Landschaft auf Wüste und Säulenkakteen, die Häuser sind einfach und aus Lehmziegeln, die Straßen werden staubiger, die Menschen sind jetzt vorwiegend indigener Abstammung. Die ersten Hinweißchilder Richtung Bolivien tauchen auf. Nur noch wenige hundert Kilometer. Ich komme am Abzweig nach Chile vorbei, über den Paß de Juma geht es nach San Pedro de Atacama. Rund 500 km. Wäre auch eine Option. Aber man hat mir mehrfach davon abgeraten, in Richtung Atacama zu fahren. Am frühen Nachmittag komme ich in Humahuaca an, das etwa 3000 Meter hoch liegt. Hier will ich erst einmal stoppen, um mich an die Höhe zu gewöhnen. In dem Ort gibt es viele Hostals und Hostals, ich habe mir bereits vorher eins im Internet ausgesucht. Ich mache einen ausgedehnten Stadtbummel. Im Ort überall Indios mit ihren Ständen. überall bunte Decken, Hüte, Taschen, Keramik und Schnitzereien, Flöten, Schmuck. Im Park bietet jemand Maßagen und Chiropraktik auf der Parkbank an. Im Restaurant gibt es jetzt auch Lama. Da eße ich heute mal vegetarisch: habe mir im Hostal Gemüseeintopf bestellt. Erstmals kommt am Abend meine Fleecejacke wieder zu Einsatz, die ich seit Feuerland tief in der Tasche verstaut hatte. (Mo) 13.04.2015 --- Humahuaca > La Quiaca >>> Bolivien Habe gut geschlafen. Die Heizung war die ganze Nacht auf voller Lautstärke. Habe leichte Kopfschmerzen (kann auch an der guten Flasche Wein von gestern Abend, ein Malbec aus Cafayate, liegen) und man merkt die dünne Luft. Und bloß nicht in die Hocke gehen - daß macht mein Kreislauf zu Hause schon nicht mit. Nach einem einfachen Frühstück bin ich schnell unterwegs. Es sind zwar nur 250 km, aber der Grenzübertritt nach Bolivien steht an. Die Strecke verläuft auf 3.000 bis 3.800 Höhenmetern. Es geht in der Morgensonne zwischen den durch Mineralien gefärbten Bergen hindurch. In der Wüstenlandschaft stehen große Säulenkakteen. Vereinzelte Häuser aus Lehm sind durch das Farbenspiel kaum zu sehen. Das Weidevieh hat von Kuh auf Lama gewechselt. Ich fahre durch Orte mit schönen Namen wie &qout;Pampa Azul", ist aber nur eine Ansammlung von 10 Lehmhäusern. Nach rund 4 Stunden, 180 Kilometern und unzähligen Fotostops komme ich in der Grenzstadt La Quiaca an, tanke ein letztes Mal für meine letzten argentinischen Pesos und fahre zur Grenzkontrolle, die wieder von beiden Ländern besetzt ist. + + + ENDE TEIL 7 + + + Bildergalerie Nr. 16: Argentinien - Vom Chaco Austral bis in die Sierra Hier geht´s zu den Bildergalerien Hier geht´ weiter zum Teil 8: Bolivien ... |